2015 wurde die Notwendigkeit einer grundlegenden Instandsetzung der denkmalgeschützten Häuser Rote Str. 1-5 / Burgstr. 52 und eine damit einhergehende Gefahr ihrer Baufälligkeit festgestellt. Die Instandsetzungs- und Sanierungskosten belaufen sich auf ca. sechs Mio. Euro. Die immense Höhe der Kosten liegt in technisch falsch durchgeführten Sanierungsmaßnahmen der 1970er Jahren begründet, sowie auf meist nur flickenhaften und allzu sparsamen Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen in den Folgejahren. Das Studentenwerk unter der Führung von Jörg Magull fordert seit nunmehr zwei Jahren, dass die Bewohnerinnen und Bewohner die Kosten größtenteils übernehmen und dies vertraglich festhalten, bevor die Sanierungsmaßnahmen beginnen. Allen Beteiligten sollte dabei klar sein, dass dies an handfesten Problemen scheitert: Die Bewohnerinnen und Bewohner haben schlicht nicht die finanziellen Mittel, diese sehr hohen Baukosten zu tragen. Die Übernahme der Kosten würde eine immense Mieterhöhung nach sich ziehen, die aufgrund des Umstandes, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Sanierung oder Wertsteigerung der Wohnheime, sondern schlicht um die langfristige Wiederherstellung der Bewohnbarkeit handelt, in keiner Weise gerechtfertigt ist.
Die Häuser gehören seit den 1970er Jahren fest zum Stadtbild und ihre Bewohnerinnen und Bewohner haben sich seitdem immer wieder kritisch in öffentliche Diskussionen eingebracht und Themen stark gemacht, die ihren legitimen Platz in der Göttinger Öffentlichkeit haben. Diese alternativen, kollektiven und selbstverwalteten Wohnformen gilt es zu erhalten. Dafür haben die Studentinnen und Studenten bereits in den 1970er Jahren gekämpft und dies erfolgreich durchsetzen können. Durch die Übergabe der Häuser an das Studentenwerk und die im Wesentlichen vom Land Niedersachsen finanzierten Sanierungsmaßnahmen konnte hier langfristig Wohnraum gesichert werden.
Das Thema Wohnraum ist heute genauso aktuell wie damals – die lokalen Zeitungen sind voll von Forderungen und Bemühungen um sozialen Wohnraum, welcher finanzschwache Bürgerinnen und Bürger nicht an den Stadtrand oder sogar außerhalb der Stadtgrenzen zwingt. Im Fall der Roten Straße 1-5 / Burgstr. 52 weigert sich das Studentenwerk seiner Pflicht als sozialer Träger nachzukommen und riskiert aufgrund von rein marktwirtschaftlichen Überlegungen, dass 60 Bewohnerinnen und Bewohner ihr Zuhause verlieren.
Die unnötig harte Haltung des Studentenwerks läuft in ihrer Konsequenz auf eine drohende Unbewohnbarkeit der Häuser hinaus. Es verstärkt sich die Sorge, dass Herr Magull tatsächlich darauf abzielt, die Häuser perspektivisch räumen lassen zu können und so unliebsame, weil seit Jahrzehnten engagierte Mieterinnen und Mieter loszuwerden. Ein zutiefst unsoziales Szenario, dessen Folgen zudem für den sozialen Frieden in der Stadt völlig unabsehbar sind.
In der vorliegenden Situation und unter der Maßgabe, dass das Studentenwerk nicht von seinem Kurs abrückt, ist auch der Stiftungsrat des Studentenwerks gefragt, im Sinne des satzungsgegebenen sozialen Auftrags zu intervenieren. Dies muss bedeuten, im Haushaltsplan 2018 die vorgesehenen Mittel zur Instandsetzung zu verankern sowie die Geschäftsführung mit dem unmittelbaren Beginn der Sanierungen zu beauftragen.
Dem satzungsgemäßen Auftrag nachzukommen kann für das Studentenwerk auch bedeuten, andere finanzielle Mittel außer Mieteinnahmen zu akquirieren und sich bei anderen Akteuren – beispielsweise auf Landesebene – ernsthaft um finanzielle Unterstützung zu bemühen. Es bedarf eines grundsätzlich anderen finanziellen Angebots gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern, um Konditionen auszuhandeln, die es erlauben, dass in den Häusern weiterhin selbstverwalteter und sozial verträglicher Wohnraum erhalten bleibt.
Die derzeitige Blockadepolitik des Studentenwerks bezüglich der Finanzierung in den Verhandlungen mit den Hausprojekten in der Roten Straße ließ den Bewohnerinnen und Bewohnern keinen anderen Ausweg, als die aussichtslosen Verhandlungen abzubrechen und öffentlich auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Wir als Göttinger Zivilgesellschaft und Stadtpolitik unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner und bekräftigen ihr Anliegen:
Wir fordern das Studentenwerk auf, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen sofort zu beginnen und damit den weiteren Verfall und die Unbewohnbarkeit der Häuser abzuwenden! Nur indem zugesichert wird, dass die Häuser zunächst bedingungslos saniert werden und so das Damoklesschwert der drohenden Unbewohnbarkeit zurückgezogen wird, entsteht die gemeinsame Grundlage für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen.
Unterzeichnende Gruppen, Parteien und Initiativen:
Aktivdruck
Alternative Linke Liste
Antifa Jugend Göttingen
Antifaschistische Linke International
Arbeitskreis Asyl
AStA der Universität Göttingen
AStA der Universität Osnabrück
AStA der Universität Hildesheim
Attac Göttingen
Basisdemokratische Linke
Basisgruppe Jura
Basisgruppe Medizin
Basta! Solidarische Jugend Northeim
Buchladen Rote Strasse
BUNDjugend Göttingen
Bündnis Besser Wohnen
Bürger*innenforum Waageplatz-Viertel
Dabis Kaffeestube
Derzeitig Aktive aus der Basis- und Fachgruppe atii (Arabistik/Islamwissenschaften, Turkologie/ Zentralasienkunde, Iranistik/Kurdologie, Indologie/Tibetologie)
Derzeitig Aktive der Fachgruppe KA/EE (Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie)
Die GöLinke Ratsfraktion
DIE PARTEI Hochschulgruppe Göttingen
Die PARTEI KV Göttingen
DKP-Göttingen
f*act – feminist action
Fachgruppe Germanistik
Fachgruppe Geschichte
Fachgruppe Geschlechterforschung
Fachgruppe Philosophie
Fachgruppe Politikwissenschaften
Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät
Fachschaftsrat der Sozialwissenschaftlichen Fakultät
femko
Gemeinnützige Fördergesellschaft Historisches Colloquium e.V.
Grüne Hochschulgruppe
GRÜNE JUGEND Göttingen
Grüne Jugend Northeim
Hausprojekt Bühle e.V.
Juso-Hochschulgruppe Göttingen
Juso-Stadtverband Göttingen
Juso-Unterbezirk Göttingen
JuZI (Jugendzentrum Innenstadt)
Kreissprecher*innenrat DIE LINKE. KV Göttingen/Osterode
Kreistagsgruppe LINKE/PIRATEN/PARTEI+
Kultur und Alltag e.V., Betreiber des Café Kollektives Kabale
Kulturkollektiv Göttingen
LandesAstenKonferenz Niedersachsen
Linksjugend [‘solid] Göttingen
OLAfA (Offene Linke – Alles für Alle)
Our House OM10
PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe
Rasensportguerilla
redical M
Schöner Leben Göttingen
SJ – Die Falken OV Göttingen
Solidarisches Leben Göttingen e.V.
SPD Stadtverband Göttingen
Stadtvorstand Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Supporters Crew 05 e.V.
Theaterkeller
Theorie bedingt Aktion Göttingen
United Against Racism
ver.di Jugend Göttingen
Verein für kollektives Wohnen und politische Diskussion e.V.
Verein solidarisch wohnen, politisch leben e.V.
Verein zur Förderung von Kultur und selbstbestimmtem Wohnen e.V.
WählerInnengemeinschaft Antifa LINKE Göttingen
Wohnrauminitiative
Unterzeichnende Einzelpersonen:
Prof. Dr. Ravi Ahuja
Isabelle Arimond
Dr. Peter Birke
Patrick von Brandt, Gewerkschaftssekretär
Dr. Eckhard Fascher, DIE LINKE., Vorsitzender der Gruppe LINKE/PIRATEN/PARTEI+ im Kreistag Göttingen
Lena von Felde
Dr. Hans-Dieter von Frieling
Dr. Thomas E. Goes
Dr. Natalie Grimm
Dr. Julia Gruhlich
Dr. Konstanze Hanitzsch
Prof. Dr. Sabine Hess
Patrick Humke, 1996 – 2016 Ratsherr der Stadt Göttingen und Sprecher der Antifa LINKE Göttingen, Mitglied DIE LINKE.
Prof. Dr. Jürgen Kädtler
Dr. Sascha Kesseler
Hermann-Jos. Krämer
Sabine Lösing, Mitglied des Europäischen Parlaments, Die LINKE.
Prof. Dr. Nicole Mayer-Ahuja
Julia Niekamp, Gewerkschaftssekretärin
Gerd Nier, Ratsherr der Stadt Göttingen
Jana Pasch
Ragnar Paul
Dr. Niels Penke
Gisele Pinders
Rolf Ralle, Ratsfraktion GoeLinke16
Dr. M. K. Ramaswamy, Abgeordneter im Kreistag, Piratenpartei, Fraktion P2+
Annette Ramaswamy, Aktivistin
Hanni Recke
Rainer Recke
Thomas Stieber
Lea Stiller
Stine Rummel-Strebelow, Ratsfrau der Gemeinde Rosdorf und Mitglied im Landesvorstand DIE LINKE. Niedersachsen
Dr. Uta Schirmer
Dr. Alexander Silbersdorff
Franka Stroh
Finn Titze
Dr. Robert Weber
Hannes Weiß
Michel Weiß
Torsten Wucherpfennig, Ratsherr der Stadt Göttingen